Die Beurteilung von Gang und Stand eines Patienten ist schon bei seinem Eintreten in das Untersuchungszimmer möglich. Man achtet auf die Geschwindigkeit und Sicherheit der Bewegungen, auf physiologische Mitbewegungen der Arme beim Gehen und auf einen möglicherweise verzögerten Beginn oder ein verzögertes Ende von Bewegungen.
Untersuchung |
Ausführung |
Auffälligkeiten |
Pathologie |
Gang |
Barfuß gehen lassen, zunächst mit offenen, dann mit ge-schlossenen Augen, Gangstrecke wenigstens 10 – 15 Schritte |
Körperhaltung, Schrittlänge, Körperschwer-punkt, Mit-bewegungen der Arme, Nachziehen eines Fußes |
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Seiltänzergang |
Ein Fuß wird unmittelbar vor den anderen gesetzt |
Schwanken und Abweichen |
Gleichgewichtsstörungen |
Romberg-Test |
Füße stehen parallel und geschlossen, Untersuchung mit offenen und geschlossenen Augen |
Schwanken, Fallneigung Romberg positiv: Verstärkung der Ataxie bei geschlossenen Augen |
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Unterberger-Tretversuch |
Position wie beim Romberg-Versuch, zusätzlich mit geschlossenen Augen für 1 min auf der Stelle treten. Der Patient darf nicht angesprochen oder berührt werden, um Korrekturmöglichkeiten auszuschließen. |
Drehtendenz auf eine Seite, Ergebnis ist nur dann pathologisch, wenn es sich reproduzieren läßt. |
Homolaterale Vestibularis- oder Kleinhirnstörung, Drehtendenz von mehr als 45 Grad nach 50 Schritten |
Einbeinstand |
Längeres Stehen auf einem Bein mit offenen Augen |
s.o. |
s.o. |
monopedales Hüpfen |
je Seite 10x auf einem Bein hüpfen |
Unfähigkeit 10 mal auf einem Bein zu hüpfen, Seitendifferenz |
s.o. |
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Vor allem der Romberg-Test eignet sich gut zur Unterscheidung zwischen
spinaler Ataxie und zerebellärer Ataxie.
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Von einer spinalen Ataxie spricht man bei einer periphern Nervenschädigung oder einer Hinterstrangerkrankung des Rückenmarks. Alternativ wird die Bezeichnung sensible Ataxie gebraucht. Durch eine Störung der Tiefensensibilität fällt die sensible Kontrolle von motorischen Bewegungen aus. Zielbewegungen erfolgen überschießend und ausfahrend-ataktisch. Da die spinale Ataxie auf einer Sensibilitätsstörung beruht kann der Betroffene einen Teil der Störungen durch eine optische Kontrolle der Bewegungen kompensieren. Ein Patient mit einer spinalen Ataxie geht sicherer, so lange er seine Beine beim Gehen beobachtet. In Dunkelheit oder beim Augenschluß kommt es zu einer deutlichen Verschlechterung. Daher testet man z.B. den Romberg-Versuch mit geöffneten und geschlossenen Augen (Prüfung der Standataxie). Bei einer zerebellären Ataxie liegt andererseits eine zentrale Störung der Koordination der Motorik vor, die durch optische Kontrolle der Bewegungen nicht wesentlich beeinflußt werden kann.
Dysmetrie
Intentionstremor; zerebelläre Dysarthrie (skandierend, verwaschen)
Asynergie
Adiadochokinese; Rebound-Phänomen
Nystagmus
siehe Hirnnerven