VHB Augenkurs 



Sehnervmorphologie
NORMVARIANTEN
- Normvarianten Altersabhängige Veränderungen und Gefäßpulsationen
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Papille blasser als bei Erwachsenen. Im hohen Alter wird die physiologische Exkavation größer (senile Exkavation), aber nicht randständig. Ein Venenpuls ist oft sichtbar: Die Vene kollabiert pulssynchron, wenn während der systolischen Pulswelle der Augeninnendruck etwas ansteigt. Eine zilioretinale Arterie ist ein Netzhautgefäß,das aus den Ziliararterien und nicht aus der A.centralis retinae gespeist wird. Es entspringt am Papillenrand, versorgt einen kleinen, temporal der Papille gelegenen Netzhautbezirk und bleibt beim Zentralarterienverschluss durchblutet

- Markhaltige Nervenfasern, Konus, Kolobom.
Markhaltige Nervenfasern treten selten als sehr auffallende glänzende weiße schweifförmige Ausläufer an der Papille auf. Sie sind bei manchen Tieren, z. B. bei Hasen, ein regelmäßiger Befund, deshalb »Papilla leporina«

Ein weißer und teilweise am Rande pigmentierter Konus kommt besonders bei Myopie am temporalen Papillenrand (Conus temporalis) vor, oft zusammen mit einem schrägen Eintritt des Sehnervs (hochovale Papille, Gefäßtrichter nicht bis zur Lamina cribrosa einsehbar). Es handelt sich um eine sichelförmige Zone, in der Choriokapillaris und Pigmentepithel fehlen. Ein Conus inferior stellt dagegen ein rudimentäres Kolobom dar, oft kombiniert mit einem Aderhautkolobom, seltener auch mit einem Linsen- und Iriskolobom. Das Papillenkolobom ist durch eine hochgradige, oft mehrere Dioptrien messende Aushöhlungder Sehnervenscheibe charakterisiert

Die Gefäße entspringen hierbei nicht im Zentrum aus einem gemeinsamen Stamm, sondern treten »radspeichenartig« zirkulär am Papillenrand hervor. Beim Papillenkolobom bestehen meist eine Nervenfaseratrophie mit erheblicher Visusherabsetzung und ein Gesichtsfeldausfall. Als Grubenpapille bezeichnet man eine am temporalen Papillenrand gelegene kleine gelblichgraue Aushöhlung. An dieser Stelle ist die Abdichtung zwischen Aderhaut und Netzhaut unzureichend. Deshalb tritt häufig eine exsudative Netzhautablösung auf, die bis zur Makula reichen kann. Papillenkolobom und Grubenpapille sind Folge eines inkompletten Verschlusses der Augenbecherspalte.

- Papillenrandunschärfe bei Hypermetropie (»Pseudoneuritis«)
Bei Hypermetropie ist die Papille häufig kleiner als gewöhnlich. Die Nervenfasern sind dadurch zusammengedrängt und wölben sich am Papillenrand vor. Eine Papillenrandunschärfe bei Hypermetropie muss gegenüber einer beginnenden Stauungspapille abgegrenzt werden. Im Gegensatz zur Stauungspapille sind die Nervenfasern bei hypermetropischer Papillenrandunschärfe nicht verquollen. Die Kapillaren und Venen sind nicht gestaut. Radiäre Blutungen kommen nicht vor. Gegenüber einer Papillitis ist die Unterscheidung einfach, weil keine Sehstörung besteht.

- Drusenpapille
Es handelt sich um hyaline, grieskornähnliche Ablagerungen am Papillenrand (»Drusen«), die differenzialdiagnostisch besonders wichtig sind. Drusen entstehen, indem durch einen engen Skleralkanal Sehnervenfasern abgedrückt werden. Sie bilden sich an der Papille wahrscheinlich durch degeneriertes Nervenfasergewebe. Drusen der Netzhaut, insbesondere der Makula, haben eine andere Herkunft. Es handelt sich um degeneriertes hyalines Material auf der Bruch-Membran im Rahmen der altersbezogenen Makuladegeneration
Symptome, Befunde -> Drusen der Papille verursachen manchmal Nervenfaserdefekte und Gesichtsfeldausfälle. Die zentrale Sehschärfe ist jedoch immer gut. Drusen der Papille können bei Retiniopathia pigmentosa vorkommen.
Diagnostik
Ophthalmoskopisches Bild.
Die Papille ist randunscharf und leicht prominent.Charakteristisch ist die polyzyklische Begrenzung des Papillenrandes. Die Drusen bestehen wahrscheinlich aus hyalinisiertem axonalem Material.Wenn die Drusen oberflächlich liegen, kann man sie mit dem Augenspiegel direkt erkennen(Bild 4). Liegen die Drusen in der Tiefe,kann man sie nur sichtbar machen, indem man das Punktlicht des Ophthalmoskops neben den Papillenrand richtet. Sie leuchten dann im Streulicht auf,das sich in der Nervenfaserschicht zur Papille hin ausbreitet. Selten kommen bei einer Drusenpapille spontane Papillenblutungen vor, die sich innerhalb einiger Wochen wieder resorbieren. Weitere Diagnostik. Tiefsitzende Drusen, die man ophthalmoskopisch nicht sehen kann, sind echographisch oder computertomographisch nachweisbar.
Therapie -> Keine Therapie möglich.